
Allen interessierten Kindern soll Handball ermöglicht werden. Das ist das Ziel von vier Klubs, die sich zu einer Jugendspielgemeinschaft zusammengetan haben. Der Leistungssport steht im Hintergrund.
Die deutsche U21-Handball-Nationalmannschaft ist Weltmeister. Das spricht für die gute Ausbildung junger Handballer in Deutschland. Allerdings gibt es an der Basis ein Problem: Ihr fehlen Handball-begeisterte Jungen und Mädchen. Dabei ist in den Vereinen eine klare Tendenz zu erkennen: Alleine können sie auf lange Sicht keine eigenen Jugendteams mehr stellen. Es entstehen Spielgemeinschaften.
Aus diesem Grund schließen sich zur neuen Runde die TSG Haßloch, der TSV Iggelheim, die TSG Neustadt sowie der SV Meckenheim zu einer Jugendspielgemeinschaft zusammen. „In den Vereinen haben sich mehr oder weniger die gleichen Probleme aufgetan“, erklärt Axel Vierling, Handball-Abteilungsleiter der TSG Neustadt. Größter Problempunkt sei gewesen, dass die einzelnen Klubs häufig „keine eigenen Handballmannschaften im Jugendbereich mehr anbieten konnten“.
Baßler: „Attraktivität von Vereinen schwindet“
Als Grund sieht Christian Baßler, Mitglied im Führungsteam der Handballabteilung im TSV Iggelheim, unter anderem, dass die Attraktivität von Vereinen insgesamt schwindet. Für Mitglieder sei ein Beitritt nun mal mit einer gewissen Verantwortung verbunden. Viele seien nicht bereit, diese zu tragen, und wollten sich daher nicht an einen Verein binden. Daher sei die Gründung der Spielgemeinschaft „alternativlos für die Vereine“ gewesen, erklärt Baßler. Teils hätten diese Kinder anderen Vereinen vermittelt werden müssen, da die Anzahl nicht für eine eigene Mannschaft ausgereicht habe. Dies sei vor allem im Mädchenbereich ein großes Problem gewesen, sagt der Iggelheimer.
„Es ist wichtig, Kindern, die Handball spielen wollen, eine Perspektive zu ermöglichen“, betont Christian Hemmer, Betreuer der F-Jugend im SV Meckenheim. Er wolle seinen eigenen Kindern und auch allen anderen die gleichen Entwicklungsmöglichkeiten in einem Handballverein bieten können, die auch er selbst als Kind und Jugendlicher erfahren habe.
Leistungsstand nicht so wichtig
Baßler ist es wichtig zu erwähnen, dass es sich innerhalb der Spielgemeinschaft um die Jungen und Mädchen sowie den Spaß am Handball drehe, nicht um besondere Leistungen. „Dies ist weiterhin den Leistungssportzentren vorbehalten“, hebt er hervor. Viel wichtiger sei es, dass alle Kinder Handball spielen könnten. Ihr Leistungsstand solle dabei keine Rolle spielen. Axel Vierling ist sich dennoch sicher, dass „die sportlichen Erfolge mit der Gründung der Spielgemeinschaft nicht lange auf sich warten lassen“.
Wichtig ist allen Beteiligten, dass sich jeder Verein in der Spielgemeinschaft wohlfühlt. Peter Henkes, Jugendleiter der TSG Haßloch, fasst das Vorhaben zusammen: „Wir wollen eine JSG-Familie sein und werden.“ Dabei seien die wichtigsten Bausteine Kooperation, Integration, Teamfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit und Hilfsbereitschaft.
Ein Gremium, das noch zusammengestellt werden muss, soll sich um die Finanzierung der Spielgemeinschaft kümmern. Darin soll jeder Verein gleichberechtigt vertreten sein. Ziel ist es, eine bestmögliche Kommunikation zwischen den Vereinen zu garantieren. Das Gremium wird darüber entscheiden, „für was wie viel Geld eingeplant und ausgeben werden soll“, erklärt Henkes.
Turniere im Sommer
Im Sommer sind Spiele bei verschiedenen Vorbereitungsturnieren geplant. Sie sollen garantieren, dass die Mannschaften der neuen Spielgemeinschaft im September erfolgreich in die Saison starten können. Ungefähr 300 Spieler gehören nun zur Gemeinschaft, die sich zuvor mehr oder weniger gleichmäßig auf die vier Vereine aufgeteilt hatten. Die TSG Neustadt hat dabei die wenigsten Nachwuchshandballer zur Verfügung. In den älteren Jahrgängen stellen die Haßlocher die meisten Spieler.
Rheinpfalz: 28.07.2023